27.05.2003

Die wassergebundene Decke

 

Die wassergebundene Decke gehört zu den ältesten Wegeformen. Sie ist auch als Splitt- oder Kiesweg bekannt. Das Belagsmaterial ist sehr angenehm zu begehen, denn es ist relativ weich und wasserdurchlässig. Nachteilig ist die gelegentliche Auswaschung bei starken Regenfällen und ein später eintretender Bewuchs mit Gräsern und Kräutern, wobei letzteres sicherlich eine Frage der Toleranz ist. Man beginnt mit dem Einbau der Randbefestigung. Diese besteht in der Regel aus einzeiligen Pflasterreihen, die man in einen Betongurt verlegt. Anschließend werden die Schichten des Weges einzeln aufgetragen und sorgfältig verdichtet. Beim Einbau wird bereits die spätere Wölbung des Weges berücksichtigt. Das Gefälle beträgt von der Wegmitte zum linken und rechten Rand etwa 2%. Die Neigung in Längsrichtung sollte nicht mehr als 8% betragen, andernfalls ist der Einbau von Stufen nötig. Bei bindigen Böden beginnt der Aufbau im Idealfall mit einer 10 cm starken Frostschutzschicht aus Kiessand (0/32). Darüber folgen 20 cm grober Schotter (16/54), 7 cm grober Splitt (4/8) und etwa 3 cm Kalksteingrus (0/4) als eigentliches Bindemittel. Diese Schicht wird nass eingebaut oder trocken aufgetragen, befeuchtet und anschließend verdichtet. Den Abschluss bildet ein Überwurf mit feinem Splitt (4/6). In diesem Zusammenhang sei auch darauf verwiesen, dass nach der Schicht aus grobem Splitt – als Variation zur typischen wassergebundenen Decke sozusagen – auch eine Schicht aus Rindenmulch aufgetragen werden kann. Da das Material dem natürlichen Abbau unterliegt, muss die Schicht natürlich von Zeit zu erneuert werden. Für einfache und trocken zu begehende Wege im Gemüsegarten reicht natürlich auch ganz einfach eine etwa 20 cm dicke Schicht aus reinem Rindenmulch. Wer diesen Weg sauber einfassen will, kann dies z.B. mit senkrecht in den Boden gegrabenen kesseldruckimprägnierten Brettern tun. Auch Rundungen lassen sich damit geschickt einfassen. Das Brett muss zu diesem Zweck nur in kurzen Abständen mit parallelen Schnitten weit eingesägt werden.

 

Mehr Wertschätzung als gestalterisches Element 

Im 19. Jahrhundert setzte die Entwicklung dieser gartentechnisch anspruchsvollen Wegebaukunst ein. Sie ist eine typische Bauart, die überwiegend vom Landschaftsgärtner zur Vollendung entwickelt und ausgeführt wurde. Mit den technischen Möglichkeiten und den veränderten Ansprüchen des 20. Jahrhunderts erfuhr diese Baukunst eine all zu pauschale Geringschätzung und geriet damit z.T. unberechtigter Weise ins Hintertreffen. Wassergebundene Wegedecken stellen in Gärten, aber auch in öffentlichen Grünzügen, ein durchaus interessantes handwerkliches Gestaltungsinventar für Fußwege und Plätze dar. Nur all zu oft vergessen Bauherren oder deren Planer, dass es solche wassergebundenen Wegebauweisen gibt.

 

Besonders wichtig für die Tragfähigkeit
des wassergebundenen Weges ist der
optimal kornabgestufte Aufbau. Regional
und betriebsintern gibt es oft Spezialrezepturen.

Eine durchaus „alternative Bauweise"

Dort, wo all zu viel asphaltiert, betoniert oder gepflastert wird, könnte jederzeit auch diese in Vergessenheit geratene Bauweise ihren Zweck voll und ganz erfüllen. Auch wertvolle gestalterische Effekte vermag sie zu leisten. Als Wegeverbindung, aber auch als kleiner Platz kann die wassergebundene Wegedecke mit ihrer individuellen Formbarkeit, Material-, Struktur- und Farbenvielfalt zu einer ästhetischen Bereicherung führen. Wassergebundene Wegedecken harmonieren mit ihrer Umgebung bestens. Sie sind kostengünstiger und umweltfreundlicher als alle Konkurrenzbauweisen. Weil eine nicht fachgerechte Ausführung aber auch Beschwerden mit sich bringen kann, misstrauen viele Planer dieser Bauvariante. Gerade in Historischen Anlagen, muss die Technik der Materialverarbeitung fachgerecht beherrscht werden.

 

Regelaufbau und Bauvarianten

Zum Regelaufbau heutiger wassergebundener Wege gehört eine Frostschutzschicht bzw. Sauberkeitsschicht, die bei Bedarf auf den verdichteten Baugrund aufgetragen wird. Darüber erfolgt die Tragschicht, welche aus mehreren Einzelschichten in unterschiedlichen Kornabstufungen und Baumaterialien bestehen kann. Mit der folgenden Ausgleichsschicht werden Unebenheiten zwischen Tragschicht und Deckschicht reguliert. Die Deckschicht selbst stellt zusammen mit der zuoberst liegenden Verschleißschicht schließlich die eigentliche Nutzfläche des Weges dar. Zum Weg gehören unbedingt intensive Überlegungen zur Entwässerung. Ebenso sind angemessene Randeinfassungen unterschiedlichster Ausprägung in Erwägung zu ziehen.

 

Aufbauten im Detail

Wassergebundene Wegedecken dürfen nicht nach Beliebigkeit aufgebaut werden, weil dann ihre Festigkeit von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Die Tragschicht ist nur als geeignet zu bezeichnen, wenn sie bis zu einem gewissen Grad einen entwässernden und einen wasserspeichernden Aufbau besitzt. Der Einbau wassergebundener Decken ist auf einer Tragschicht aus Kiessand- oder Schotter-Splitt-Brechsand Gemisch 0/ 32 möglich. Es empfiehlt sich, zwischen dieser vergleichsweise grobkörnigen Tragschicht eine „Ausgleichsschicht" geringerer Körnung (0/8), jedoch aus dem gleichen Material wie die spätere Deckschicht (0/3) einzubauen, um die Verzahnung der unterschiedlichen Schichten zu verbessern. Andererseits denke man auch schon an spätere Pflege- und Reparatureingriffe. Das Deckschichtmaterial wiederum sollte ausreichend witterungsbeständig und mechanisch widerstandsfähig sein. Denn zum einen besteht die Gefahr, dass sich das Material durch Frosteinwirkungen zusetzt. Bei zu hoher Feuchtigkeit quillt das Material, die Wasserableitung wird behindert, bzw. in den Profilen der Fußgänger, oder der leichten Fahrzeuge bleiben die Feinanteile kleben. Diese Deckschicht ist in einer Stärke von 2 cm in einem optimal feuchten Zustand einzuwalzen.

 

Aufbaubeispiele für wassergebundene Wegedecken

Variante 1 Variante 2 Variante 3 Variante 4 Variante 5
Material Stärke in cm Material Stärke

in cm

Material Stärke

in cm

Material Stärke

in cm

Material Stärke

in cm

Brechsand 0/3 2,5 Rundkorn 2/4 in Brechsand 0/3 3,0 Aufbereitetes Naturstein material

0/8

2,5 Haldenmaterial0/3 3,0 Brechsand

0/3

2,5
Splitt 0/8 3,0     Splitt 8/16 3,5 Haldenmaterial 3/15 3,5 Splitt 2/8 8,0
Kiessand 0/32 20 Kiessand 0/32 25 cm Splitt 22/32 12,0 Schotter 22/45 15 Schotter 0/32 20 cm

 

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