16.12.2002 |
Das Hallerdach |
Viel ist im Internet über das Hallerdach, das seit 14 Jahren am Markt ist
nicht zu erfahren. Auch die Homepage der Fa. Haller finden sich nur
oberflächliche Angaben zum System, in den einschlägigen Bauforen finden sich
kaum oder keine Diskussion-Treads, die sich mit dem Hallerdach beschäftigen.
Schöne farbige Bilder zum System (Stand 11/2002) - außer 12 kleinen Bildern auf der Homepage
der Fa. Haller kennen wir bisher nicht. Und trotzdem überlegen wir dieses
Dachsystem oder Systemdach in unserem Energiesparhaus einzubauen. Weshalb?
Erstmals auf dieses System aufmerksam geworden sind wir über einen Artikel
in der Fachzeitschrift EB (Energie Effizientes Bauen) Heft 1/2001. Der
Zweiseitenartikel, davon 2 Bilder von Häusern, deren Dach überhaupt nicht
erkennbar ist, hätte von einem guten Fachautor auf einen Fünfzeiler gekürzt
werden können ohne an Information zu verlieren. Durch eine Verkettung "glücklicher" Umstände ist der Begriff
Hallerdach dann in einer Baubesprechung zusammen mit der Fa. Stein gefallen,
glücklich deshalb, weil wir bis dato eigentlich einen anderen Dachaufbau
bevorzugten. Mein Bauch liebäugelte mit einem richtig guten massiven
Dachsystem, 28 cm Sparren, darauf eine winddichte Bretterverschalung, Lattung
mit Ziegeln, unter der Bretterverschalung 2*14 cm Zwischensparrendämmung mit
Steinwolle (Rockwool) und, damit auch die Sparren wärmebrückenfreier werden,
einer Untersparrenquerdämmung mit einer 10 cm RP-SD-Platte. Unter der RP-Platte
sollte dann die Dampfbremse als Folie eingebaut und mit einer Rigips-Platte
verkleidet werden.
So finden sich z.B. auf der Homepage von Hallerdach nachfolgende Systemangaben.
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HALLERDACH®-PASSIV
das Komplett - Dachsystem speziell für Niedrigst - Energie und PASSIV
- Häuser, Das komplette System mit Tragwerk, mit fertigem Ausbau und außen auf
Wunsch mit Folie und Konterlatte ergibt eine einzigartig hochwertige
Dachkonstruktion mit gesicherten Ergebnissen in Dämmwert und
Luftdichtheit. |
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HALLERDACH®-COMPACT
das Ausbau- Dämmsystem für alle hochwertigen Dächer mit herkömmlichem
Holzbau. Nur zwei Teile im System ergeben alle Dämmwerte (U- Werte). |
Im Angebot vom 08.11.2002 bietet uns die Fa. Haller folgendes Dachsystem an:
Hallerdach Passiv "I" (U 0,19-0,10e)
Hallerdach für Energiesparhaus40 - Langbein
Das Hallerdach Passiv I baut sich entsprechend obiger Grafik wie folgt auf (von unten nach oben):
Die uns zur Verfügung gestellte "Technische Dokumentation Stand 10/2001" beschreibt ausführlich das Hallerdach Passiv wobei auf Seite 5 die Unterschiede des Systems Passiv I und Passiv II erläutert werden. Die restlichen Seiten (bis Seite 35) beschäftigen sich jedoch lediglich mit dem System Passiv II, das einen Systemträger (thermisch getrennt) bis 500 mm einsetzt.
Der Pfettenstuhl ist zudem nicht Bestandteil des Angebots. Dieser muß bauseitig vorhanden sein. Aus den Arbeitsplänen kann der Pfettenstuhl wie folgt entnommen werden. Firstpfette: 14*22, Mittelpfette: 16*22, Schwelle 12*10 cm.
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Dunkelbraun: Mittelpfette 16*22 cm
Hellbraun: Sparren 24 cm |
Standardmäßig wird der Sparren im Bereich der Pfette ausgeklinkt |
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Grün Untersparrendämmung, z.B. Haller Compact | In der technischen Dokumentation des Hallerdaches wird beschrieben, dass der thermisch getrennte Systemträger (Höhe 500 mm) die Pfette vollständig umschließt. Somit ist beim Haller Passivdach Typ II keine Wärmebrücke vorhanden. Die technische Dokumentation geht jedoch nicht auf das links dargestellte Detail des Hallerdach Passiv I ein. Ein Sparren mit 24cm Höhe kann keine Pfette mit 22 cm Höhe vollständig umschließen. Selbst mit 10 cm Untersparrendämmung bleibt die Pfette noch sichtbar und somit eine Wärmebrücke vorhanden. |
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Schwarz: Pfettenstuhl - Systemträger | Alternativ ist denkbar, dass der Sparren im Bereich der
Pfette unterbrochen wird. wie dies bereits bei TJI-Trägern üblich
ist.
Quelle: http://www.trusjoist.com/products/restji.cfm |
Am 26.11.2002 durften wir Herrn Haller persönlich kennen lernen. Herr Haller hat uns im Rahmen einer Informationsbesprechung das Hallerdach in zahlreichen Detail ziemlich genau erklärt. Alle Argumente, die für das Haller-Dach und gegen eine Standardlösung sprechen waren nachvollziehbar und deckten sich mit unserem bisherigen allgemeinen Wissensstand bezüglich Luft- bzw. Winddichtheit von Dachsystemen und Anschlußdetails. Trotz unserer immer vorherrschenden Skepsis und Ungläubigkeit fanden wir während des Gesprächs keinen Grund, der gegen das Hallerdach sprechen sollte.
Zuerst möchten wir die uns neuen Erkenntnisse bezüglich des Aufbaus des Systems genauer darstellen.
Die Haller-Compactplatte 04 besteht wie nachfolgend Skizze darstellen soll aus einer 10 mm Rigipsplatte mit einer speziellen Beschichtung, welche auf eine 8 cm dicke Styroporplatte (PS20) geklebt ist. Dieses Element stellt einen Verbundwerkstoff dar, der nach Vorgaben der Landesbauordnung durch die Bundesanstalt für Materialprüfung separat geprüft und zugelassen werden muß, sollte der Verbund die bautechnische Zulassung aufweisen. Die Verbundplatte der Firma Haller hat das Ü-Zeichen und somit die bauliche Zulassung gemäß Landesbauordnung (LBO).
Für uns offen bleibt derzeit immer noch, welche spezielle Behandlung die Oberfläche der Rigipsplatte erfahren hat, welcher Systemkleber für die Verbindung der Styroporplatte mit der Rigipsplatte gewählt wurde oder was das Besondere der Styroporplatte ist. Diese Frage bleibt jedoch berechtigtes Betriebsgeheimnis der Fa. Haller, den eigentlich kein Hersteller eines Baustoffes legt die genaue Zusammensetzung seines Werkstoffes offen. Für uns wichtig ist die bauliche Zulassung und die Systemeigenschaften. Laut Fa. Haller ist die raumseitige Oberfläche der Rigipsplatte speziell beschichtet, dass ein nachträgliches streichen mit Tiefgrund nicht notwendig ist. Zudem ist die Platte Feuchtraum geeignet. Das verwendete Styropor weist die Wärmeleitfähigkeitsgruppe 040 auf.
An den Stoßkanten der Compact-Platte befinden sich Nuten (Nut-Feder-System), die Feder bildet eine Dachlatte, welche unverständlicherweise nicht Bestandteil des Systemdaches ist, sondern vom ausführenden Holzbauer bauseits bereitgestellt werden muss. Somit werden unserer Ansicht nach Komponenten, die nicht im Einflussbereich der Fa. Haller liegen innerhalb des Systemdaches verbaut während wieder Schrauben zur Befestigung der Platten zum System zählen und durch die Fa. Haller geliefert werden. Unklar ist derzeit zudem, ob die Nuten nur an den Längskanten oder auch an den Querkanten vorhanden sind und welches genaue maß die Compactplatten aufweisen. Hierauf geht die technische Dokumentation leider mit keinem Satz ein.
Die Haller-MF-Klemmplatte besteht aus einer G+H-Steinwollplatte, welche bei einer Wärmeleitfähigkeit von 0.35 W/mK eine Wichte von 50 kg/m³ aufweist und ebenfalls speziell für die Fa. Haller hergestellt wird (laut Firmenangabe).
Zudem sind neben den Materialeigenschaften des Hallerdachs weitere Ausführungsdetails klarer geworden.
Haller verzichtet größten Teils auf Folien zur Herstellung der Dampfdichtheit. Größten Teils bedeutet dabei wie das Wort schon sagt, dass nicht ganz darauf verzichtet wird.
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Die Luftdichtheit zwischen Pfette und Sparren bzw. zur
Compaktplatte wird folgendermaßen hergestellt:
Über die Pfette wird eine Folie gelegt. Danach werden die Sparren aufgesetzt und zwischen den Sparren mit Steinwolle gedämmt. Die Untersparrendämmung erfolgt mit der GFK-Platte. Der weiße Spalt zwischen Folie, Steinwolle und GFK-Platte wird mit PU-Schaum ausgefüllt. |
Was uns an der Lösung gefällt:
Die Begründung der Luftdichtheit nach dem verschäumen ist auf den ersten Blick einleuchtend. Der Bauschaum verbindet sich mit der Styroporplatte. Damit sollte der Übergang Styropor-Bauschaum dauerhaft dicht sein. Sollte der Bauschaum schwinden, bildet sich ein sichtbarer Spalt zwischen Pfette und Folie (kontrollierbar). |
Was uns an der Lösung nicht gefällt:
Im System des Hallerdaches, also im Lieferumfang der Fa. Haller ist der Hauschaum enthalten, nicht aber die Folie, die über die Pfette gelegt werden soll. Zudem definiert keine technische Beschreibung diese Folie (Dicke, Material) Nicht definiert ist, ob die GFK-Platte an der Pfette auf Gährung geschnitten wird. Die Sparren kommen von Haller, die Pfetten vom Holzbauer, unlogisch für ein Systemdach. |
Zudem sehen wir bisher immer noch Bauschaum als das "Maggi des Handwerkers" an. Wir sehen weder das Einschäumen von Fenstern noch von Türen als ausgereift an zumal die Illbruck Systemlösungen anbietet, die ohne "Maggi" auskommt, wobei es ja auch Spitzenköche geben soll, die mit Maggi arbeiten. Genaues Arbeiten ist mit Bauschaum nicht möglich oder nicht nötig. Beim Bauschaum an diesem Detail gefällt uns zudem der Übergang zwischen Schaum und Steinwolle nicht. Ein ausgereiftes System sollte auf ausgereifte Lösungen zurückgreifen. Die Wandanschlüsse werden nach dem selben Schema ausgeführt.
Derzeitiges Angebote Fa. Haller
Satteldach | Dämmwert / U-Wert: 0.12 | |
Pfettenstuhl, zimmermannmäßig erstellt mit Vollholz, nur für Pfetten, Pfosten etc. | € 527,76 | |
Hallerdach Passiv gemäß Prospekt | € 7.462,60 | |
Montagekosten | € 4.163,78 |