27.05.2003 |
Es muss nicht immer Thuja sein |
Gute Lebensbedingungen für eine große Anzahl von Nützlingen bieten Hecken möglichst
aus einheimischen Gehölzen und Kräutern. Vielen Singvögeln wird hier zusätzliche
Nahrung geboten. Außerdem finden sie Verstecke und Brutplätze. Hecken mindern
die Kraft des Windes und damit eine übermäßige Austrocknung des Bodens. Auf
Feldflächen verringern sie den Bodenaustrag. Als typische linienhafte
Randstrukturen bieten sie einer Vielzahl von Arten Lebensraum und vernetzten
entfernte in der Landschaft verteilt liegende Biotopinseln miteinander. Bei ausreichendem Platz im Garten kann man Hecken auch als sog. Benjes-Hecke anlegen: Diese Art der Anlage einer Hecke ist nach ihrem Erfinder und Propagator, Hermann Benjes, benannt. Er entwickelte diese Methode als Reaktion auf die Anlage sog. "Behördenhecken", wie sie im Zuge u.a. von Flurbereinigungsverfahren in ausgeräumten Landschaften bundesweit verordnet werden. Diese sind teuer, oftmals sogar eingezäunt und bringen wenig bis keinen Nutzen für die Tiere. Benjes-Hecken sind preiswert und haben vom ersten Augenblick an einen vielfältigen Nutzen für Pflanzen und Tiere. Zur Anlage einer Benjes-Hecke verwendet man Wurzelknorren, Stammholz, Äste, Reisig und anderes organisches Material. Dieses schichtet man zwischen ein lockeres Gerüst zuvor mit weitem Abstand gepflanzter Büsche oder größerer Bäume oder häuft nur dieses Material zu einem Wall auf je nach Charakter, den die spätere Hecke haben soll. Das Schnittholz und das Reisigzeug dient vom ersten Augenblick an Tieren als Unterschlupf und auch als Nahrung (Rinde). In dessen Schutz wachsen dann durch Vogelkot, verschiedene Wildkräuter, Wildstauden und Büsche heran. Das tote Holz vermodert und zerfällt allmählich und bietet allen Arten von Insekten und Spinnen, Solitärbienen und Wespen Möglichkeiten zur Eiablage. Zu Beginn der Heckenentwicklung wachsen zahlreiche Kräuter und Stauden durch den Holzverhau, später, wenn Sträucher und Bäume diese abschatten, verlagert sich der Krautsaum nach außen. Je nach Geländesituation kann man die Hecke auch in einer de Luxe Ausführung anlegen. Dazu schichtet man im Zentrum Steinhaufen auf oder legt Wasserstellen an, die auch, wenn die Hecke aufwächst, auf Dauer erhalten bleiben und die Struktur verbessern. |
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Die in der heutigen Zeit durch intensive Landwirtschaft und Zersiedelung destabilisierte flurbereinigte und zerstückelte Landschaft lässt viele sensible Pflanzen- und Tierarten nur noch in Inselbiotopen überleben. Aber auch hier werden sie wahrscheinlich aufgrund der unüberschreitbaren Barrieren in naher Zukunft verschwinden. In so einer zerstückelten Landschaft können Hecken ein ökologisches Netz bilden, das die isolierten Teilstücke wieder miteinander verbindet. Die Feldhecken eines regionalen Heckenverbundes würden die zerschnittene Feldflur wieder beleben, Biotope vernetzen und damit zur Regenerierung von Flora und Fauna beitragen. Außerdem bieten sie den Ackerfluren Abschirmung gegen den Wind und sorgen so für ein eigenes Mikroklima in der Feldflur. Im Rahmen der Ökologiebewegung hat er der Totholzhecke zu neuer Popularität verholfen, weswegen man jetzt auch von "Benjes-Hecken" spricht. |
"Erfinder" dieser besonderen Heckenart ist der Ökologe und praktische Gärtner Hermann Benjes. |
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Wenn man den Urtyp einer Benjeshecke anlegt, muß man unter Umständen sehr lange warten, bis daraus auf natürliche Weise eine Hecke entsteht. Daher werden heute hauptsächlich modifizierte Varianten angewendet, bei der man der Natur etwas auf die Sprünge hilft und entweder Samen heimischer Sträucher in das Gestrüpp sät oder Stecklinge bzw. Jungpflanzen heimischer Bäume und Sträucher in die Wallanlage setzt, wo sie vor Wildfraß sicher geschützt sind. |
Anlage als Gartenhecke
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Totholz- und Steinhaufen
Spitzmäuse, Igel, Hauswiesel, Kröten und Eidechsen nutzen Hecken als Unterschlupf und Überwinterungsplatz. Genauso gerne nehmen sie auch Totholzhaufen an, die man in jedem größeren Garten an geeigneten Stellen aus Reisig, Laub, Wurzeln, Baum- und Aststücken aufschichten kann. In den verrottenden Holzmassen stellt sich eine bunte Insektenfauna ein, auch Kleinsäugetiere finden hier ihr Auskommen. |
Ausgesprochen wichtig sind solche ´unordentlichen´ ungestörten Ecken z.B. für Igel. Hier legen sie gerne aus Laub, trockenen Grashalmen, Staudenresten und anderen weichen Polstermaterialien ihr Nest für den Winterschlaf an. Igel zählen zu den besten Helfern im Garten. Sie sind nachtaktiv und streifen mit riesigem Appetit unermüdlich auf der Suche nach Essbarem - ihre Leibspeise sind Schnecken - durch die Beete. | ![]() |
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Steinhaufen und lose geschichtete Steinmauern bieten durch die entstandenen, unterschiedlich großen Hohlräume Lebensraum und Unterschlupf für Kröten, Spitzmäuse, Molche, Eidechsen und eine Vielzahl von Insekten. Man kann sie je nach Lage, ob in der Sonne oder im Schatten, als Böschung, als Begrenzung zur Straße oder zum Nachbargrundstück ganz unterschiedlich gestalten und bepflanzen. Aus grob behauenen Natursteinen mit erdigem Innenkern und ebensolchen Fugen aufgebaut gilt sie als typische Trockenmauer. |
Weitere Bilder, siehe unten |
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Schon vor mehr als
2000 Jahren nutzten die Römer den positiven Effekt von Steinmauern aus.
Steine speichern nämlich tagsüber Sonnenwärme und geben diese
abends und nachts langsam wieder ab. So waren Steinmauern günstige Standorte für wärmeliebende Kulturpflanzen wie Wein, Mandeln oder Pfirsiche, die in der Nähe dieser Wärmespeicher nicht so sehr unter den Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht leiden. Der Steinhaufen dient als Tagesversteck, Beuteplatz oder Winterquartier für Laufkäfer, Spitzmäuse, Hummeln, Erdkröten, Seidenbienen und Zauneidechsen. Außerdem siedeln sich in den Spalten und Hohlräumen wärmeliebende Pflanzen wie Bergsteinkraut, Felsenehrenpreis, Thymian und verschiedene Flechten und Moose an. |
Heimische Bäume und Sträucher im GartenDas Anpflanzen heimischer Bäume und Sträucher ist vor allem für die heimische Tierwelt von größter Wichtigkeit. Sie finden nur in und an heimischen Gehölzen den notwendigen Unterschlupf und Rückzugsraum (Höhlen, dichtes Strauchwerk u.a.) sowie Nahrung (Blüten, Früchte, Blätter u.a.) in ausreichendem Maße. Aber auch der ökonomische Wert für den Menschen ist nicht zu unterschätzen, denn Nützlinge finden hier gute Lebens- und Vermehrungsbedingungen und können so den Schädlingsbefall angrenzender landwirtschaftlicher Kulturen mindern. Darüber hinaus haben Hecken und Gebüsche wichtige ökologische Schutz- und Ausgleichsfunktionen, wie zum Beispiel Schutz gegen Winderosion.
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Folgende Straucharten sollten daher für den heimischen Garten verwendet werden: |
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Besonders wichtig ist es, darauf zu achten, dass Sie die jeweiligen "Wildarten" kaufen, anstatt der gezüchteten und häufig ökologisch nicht so wertvollen Kulturformen, bei denen es in erster Linie um das Aussehen geht. Daher ist der lateinische oder botanische Name besonders wichtig! |
Weitere Informationen zu diesen und vielen weiteren Themen finden sie in folgender Literatur:
Bezugsquellen:Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V., Bundesgeschäftsstelle,
Info-Service, Wenn Sie ewas gutes für Wildbienen tun wollen - hier die passenden Infos Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten (AID e.V.), |
Informationen aller Art: | |
NABU-Bundesgeschäftsstelle Info-Service Postfach 30 10 54 53190 Bonn |
Tel.: 0228 / 97 561 - 0/41 Fax: 0228 / 97 561 - 90 E-Mail: nabu@nabu.de |
Naturschutzjugend (NAJU) Königsträßle 74 70597 Stuttgart |
Daniela Biet-Augele
Tel.: 0711 / 76 96 36 3 - 0 |
NABU-Naturschutzakademie Sunder Gut Sunder 29308 Winsen |
Ralf Schulte Tel.: 05056 / 97 01 - 0 Fax: 05056 / 97 01 - 97 |